Patrick Herrmann über seine DFB-Nominierung: „Natürlich war das alles sehr aufregend“


Mit konstant starken Leistungen im Trikot von Borussia Mönchengladbach hat sich Patrick Herrmann in den Kader der deutschen Nationalmannschaft spielen können. Nach Verletzungsproblemen in der A-Nationalmannschaft ist der 22-Jährige nun für das WM-Qualifikations-Rückspiel gegen Kasachstan nachnominiert worden. Je nach Spielverlauf kann es sehr gut möglich sein, dass er im Nürnberger-Stadion sein Länderspieldebüt am heutigen Abend feiern könnte. Im Gespräch mit „DFB.de“ äußert sich der gebürtige Saarländer zu verschiedenen Themen.

U21-Coach Adrion übermittelte die frohe Botschaft
So merkt er offen an, dass sich innerhalb eines Tages für ihn enorm viel verändert hat: „Bis gestern hätte ich nicht gedacht, dass der Traum, zur A-Nationalmannschaft zu kommen, tatsächlich wahr werden würde. Und dann kam gestern Mittag.“ Zugleich hat er verraten, von welcher Person er die glückliche Botschaft erhalten hat: „Rainer Adrion, unser Trainer bei der U21, hat mich gerufen. Ich war gerade auf dem Weg zum Mittagessen und habe ihn erst gar nicht richtig gehört. Er hat dann noch mal gerufen. Also bin ich zu ihm hin. Dann hat er mich gefragt, wie es mir geht. Ich habe gesagt: "Super, bei der U21 ist alles schön, Israel ist toll, ich fühle mich sehr wohl." Erst dann hat er mir die Nachricht von der Nominierung für die A-Mannschaft übermittelt und mir gesagt, dass ich am Montag nach Herzogenaurach reise. Ich konnte das erst gar nicht glauben und habe eher an einen Scherz gedacht. Er hat das dann noch mal bekräftigt, erst nach zwei Minuten habe ich die Nachricht richtig realisiert.“

Enges, vertrauensvolles Verhältnis zu Eltern
Ein Geheimnis musste er vor seinen Nationalmannschaftskollegen aus der U21 sicherlich nicht verbergen, denn diese waren bereits bestens informiert, wie der technisch starke und wieselflinke Offensivspieler deutlich macht: „Nein, die haben es alle schon gewusst, als ich in den Speisesaal gekommen bin. Wie auch immer. Vielleicht hat jemand heimlich mitgehört. Es ist doch klar, dass die Jungs mir gratuliert und viel Glück gewünscht haben. Es war so, wie es immer ist, wenn Spieler von der U21 zum A-Team gerufen werden. Zuletzt war das ja bei Lewis Holtby und Sebastian Jung der Fall. Und jetzt eben bei mir.“ Bodenständigkeit und Bescheidenheit bewahrt sich der Shootingstar bei der Borussia aus Mönchengladbach auch, indem sein Verhältnis zu seinen Eltern ausgesprochen gut erscheint. Über die Art und Weise der Kontaktaufnahme zu seiner Mutter kann er folgendes berichten: „Ich habe meine Mutter zuerst gar nicht erreicht. Erst nach ein paar Versuchen ging sie ans Telefon. Sie hat sich einfach nur riesig mit mir gefreut.“

„Eigentlich war ich nur müde“
Eine zweifelsfrei große Stärke von Herrmann ist es, dass er sich immer voll und ganz auf die jeweilige Aufgabe im Spiel konzentrieren kann. Der Fokus lag auch beim letzten Testländerspiel der U21-Nationalmannschaft klar auf der Partie gegen Israel. Dennoch muss Herrmann ehrlich einräumen, dass die Konzentration in dieser Situation nicht unbedingt leicht gewesen ist: „Ich habe den ganzen Tag über etliche Glückwünsche erhalten, natürlich war das alles sehr aufregend. Ich war schon ein wenig aufgewühlt, das kann ich gerne zugeben. Aber bei mir ist es zum Glück immer so, dass ich alles Drumherum ausblenden kann, sobald ich auf dem Platz stehe. Dann zählt für mich nur der Fußball. Wir hatten gestern ein wichtiges Spiel mit der deutschen U21, das ist für mich eine große Aufgabe. Ich wäre fehl am Platze, wenn es mir da nicht gelingen würde, mich auf meine Leistung zu konzentrieren.“ Und er schildert die Gründe für seine Schlaflosigkeit in dieser Nacht: „Um zwei Uhr in der Nacht wurde ich zum Flughafen in Tel Aviv gefahren, um vier ging der Flieger. Richtig viel geschlafen habe ich in dieser Nacht nicht.“ Über seine Gedankengänge während des rund vierstündigen Fluges von Israel nach Deutschland weiß er folgendes zu berichten: „Eigentlich war ich nur müde. Ich habe versucht, wenigstens ein bisschen Schlaf zu bekommen. Aber klar, ich habe auch über meine Karriere nachgedacht und darüber, wie schnell auf einmal alles gegangen ist. Und ich habe mich gefragt, wie es wohl sein wird, wenn ich dann bei der A-Mannschaft ankomme.“

Nationalmannschaftsposter im Kinderzimmer
Zugleich lobt er den Bundestrainer Joachim Löw, indem er ihm ein ganz besonderes Kompliment zukommen lässt: „Ja, wir haben nach meiner Ankunft kurz gesprochen. Er ist ein Netter.“ Gleichzeitig räumt er auch ein, dass die Nationalmannschaft schon seit längerer Zeit ein echtes Ziel von Herrmann gewesen ist. So ist bekannt, dass in seinem Internatszimmer in Mönchengladbach auch ein Poster von der A-Nationalmannschaft gehangen hat. Herrmann verrät noch: „Stimmt, auch bei meinen Eltern im Zimmer. Die Nationalmannschaft ist für mich der Traum schlechthin. Ich wollte früher immer Fußballprofi werden, das habe ich geschafft. Und dann will man natürlich auch den nächsten Schritt machen. Dass das jetzt wirklich passiert, ist für mich noch immer irgendwie unwirklich.“ Und er gibt auch unumwunden zu, dass die Länderspiele stets eine ganz besondere Wertschätzung für ihn und seinen Familien- und Bekanntenkreis besitzen: „Länderspieltage waren und sind Festtage. Ich habe absolut jedes Spiel geschaut, auch heute ist das noch so. Dass ich jetzt beim Team sein kann, ist für mich ein Riesenschritt. Meine Familie, mein Freunde, ganz viele Menschen freuen sich für mich mit. Ich spüre sehr viel Unterstützung, auch das genieße ich sehr.“

DFB-Infos durch Reus und ter Stegen
Mit Marco Reus und Marc-Andre ter Stegen haben ein aktueller und ein ehemaliger Mitspieler von Herrmann schon ihre Erfahrungen in der Nationalmannschaft machen dürfen. Und Herrmann hat nun verraten, dass die Beiden über ihre Nationalmannschaftserfahrung berichtet haben: „Am meisten hat mich interessiert, wie das Training ist, wie das Tempo ist. Die beiden haben mir erzählt, dass es bei der Mannschaft super ist, dass sie von allen gut aufgenommen wurden. Und dass das Training dann doch noch mal eine andere Qualität hat als in der Bundesliga.“ Deshalb macht Herrmann aus seiner enormen Vorfreude auf die Trainingseinheiten im DFB-Team auch kein allzu großes Geheimnis, wenn er deutlich macht: „Unglaublich, ich kann es kaum erwarten. Es wird für mich eine super Erfahrung, mit so vielen Weltklassespielern auf dem Platz stehen zu dürfen.“

Reichhaltige Erfahrung in Jugend-Nationalmannschaften
Ganz neu ist das Gefühl für ihn jedoch nicht, dass er nun die deutsche Nationalhymne hören wird. In den letzten Jahren hat er zahlreiche Junioren-Nationalmannschaften durchlaufen. Diese Erfahrung stellt für ihn eine wichtige Vorbereitung auf das DFB-Team dar, wie er nun deutlich macht: „Auf jeden Fall. Es ist gut, dass ich schon in meiner Jugend Erfahrungen beim DFB gemacht habe. Natürlich sind die Dimensionen in der A-Mannschaft noch einmal anders, aber gerade durch die U21 habe ich schon mal eine Ahnung davon bekommen können, was mich beim A-Team erwartet.“ Gleichzeitig demonstriert er jedoch auch ein großes Maß an Realismus, wenn er deutlich macht, dass er bei seiner ersten Berufung in den Kader der deutschen Nationalmannschaft noch nicht an die WM 2014 in Brasilien denken möchte. Er möchte vielmehr den Moment genießen und mit seinen Gedanken nicht zu sehr in der Zukunft schwelgen, wie er „DFB.de“ erklärt hat: „Das ist zu hoch gegriffen. Nur, weil ich einmal nachnominiert worden bin, fange ich nicht an zu spinnen. Ich bin mir sehr wohl bewusst, wie groß die Leistungsdichte in Deutschland ist. An Brasilien denke ich momentan noch gar nicht. Ich freue mich einfach, dass ich hier dabei bin und dass ich diese Erfahrung machen darf. Ich will so viel wie möglich mitnehmen, ich werde versuchen, die Zeit so intensiv wie möglich zu genießen.“

Es liegt an Herrmann
Insgesamt zeigt sich Patrick Herrmann in diesem Interview mit der vereinseigenen Homepage des DFB sehr vernünftig und realistisch. Er macht deutlich, dass er keine zu hohen Ansprüche stellen möchte und primär durch Leistung überzeugen möchte. Rein vom sportlichen Potential hat der Gladbacher-Jungspund alle Anlagen, um tatsächlich eine reelle Chance auf weitere Nationalmannschaftseinsätze zu haben. Vor allem muss er nun die Konkurrenzsituation voll und ganz annehmen.

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: DFB-Team; Patrick Herrmann; Löw; Reus; ter Stegen; Nationalmannschaft
Datum: 26.03.2013 17:30 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-patrick-herrmann-ueber-seine-dfb-nominierung--„natuerlich-war-das-alles-sehr-aufregend“-4697.html


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